Ein paar Tage sind schon wieder vergangen seit meiner Rückkehr aus Vladivostok, die Eindrücke und Erinnerungen bleiben.
Schwierig ist es all die tollen Dinge in Worte zu fassen, das was ich dort erlebt und vor allem gesehen habe. Meine Fotos schaffen es nur annähernd die Stimmung festzuhalten.

Die Stadt selbst, Vladivostok, kann man unter anderem als eine Mischung aus Wien und San Francisco sehen. Die Gebäude sind wirklich sehr schön, teilweise alt, teilweise sehr modern. Im Stadtzentrum gibt es keine richtig schlimmen ‚Wohnbunker‘, wie wir sie aus Moskau kennen. Eine große Menge an Bars, kleinen Cafés, Restaurants und kleinen Geschäften macht die Stadt lebendig. An das Meer rund um die Stadt sind die Bewohner schon gewöhnt, für uns war es aber etwas Außergewöhnliches, ein Kontrast zu Moskau. Am Ufer entlangzuschlendern, der Sonne beim Verschwinden hinterm Horizont zuzusehen – einfach unglaublich. Äußerst schwer hat es uns die Zeitverschiebung und der lange Flug gemacht. Mit einer Zeitverschiebung von 7h nach Moskau und einem 8 Stunden Flug sind wir nach Moskauer Zeit spät abends, nach Ortszeit aber früh morgens in Vladivostok angekommen. Niederlegen und schlafen war für uns aber absolut keine Option.
Unser erster Weg an Tag 1 im fernen Osten ging natürlich sofort ans Meer. Vom Hostel aus dürften es etwa 3 Minuten zu Fuß zum Meer sein – wir wollten aber sofort an die untere Spitze des Festlandes, zum bekannten Leuchtturm. Die vielen Eindrücke, die salzige Meerluft und die tollen Aussichten können durch die Fotos nur annähernd festgehalten werden.

Am Samstag, als alle vom JetLag erholt waren, haben wir eine geleitete Tour auf die Insel Russkij gemacht. Am Vorabend habe ich noch bei einem privaten Veranstalter angerufen, dessen Nummer ich im Internet gefunden habe, und diese Tour gebucht. (Auf russisch, beim ersten Anlauf, ohne Kommunikationsprobleme – check :D) Wir sechs sind gemeinsam mit unserer Gruppenleiterin Elena, die selbst auf der Insel geboren wurde, in einem alten Minibus auf die Insel gefahren (Und das, obwohl ich mir gesagt habe kleine Kastenwägen in Russland zu meiden haha). Etwa 5 Stunden lang haben wir verschiedenste Plätze auf der Insel besichtigt, Bunker besucht und russische Militärstützpunkte erkundet.
Zu diesem Zeitpunkt ist mir erstmals bewusst geworden, wie groteskt diese Dinge eigentlich sind.
Die Kanonen, überall in Vladivostok und allgemein in Russland verstreut,die vermutlich einmal Menschenleben gefordert haben, stehen einfach so im Freien herum. Menschen, auch wir, machen Fotos mit diesen Geräten – ja wir haben es gesehen, wir waren dort. Kinder setzen sich auf die Militärmaschinen, drehen sich, spielen darauf, als wäre es ein ganz normales Spielzeug. Das ist es aber nicht, es ist echt. War echt und und hat wirklich funktioniert – auch wenn man sich das in dem Moment nicht vorstellen kann und möchte.

Im Zentrum Vladivostoks kann man auch ein russisches U-Boot besichtigen. Im Inneren befindet sich ein zu einem Museum umgebauter Teil, der hintere Teil sieht originalgetreu aus, soweit ich das als Laie beurteilen kann.

Am Weg zu der Insel Russkij haben wir von der Brücke den ganzen Hafen überblicken können. Und genau da habe ich mein erstes richtiges U-Boot gesehen. Riesengroß, schwarz und nur ein kleiner Teil davon war über Wasser zu sehen. (logisch^^) Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie mit Militärschiffen geschweige denn U-Boot-Flotten zu tun – ein Eindruck der nicht so schnell zu vergessen ist. Erst als ich die Geschosse auf dem Militärschiff mit eigenen Augen gesehen hatte, die Crew zum Sport am Landgang von Trompeten begleitet wurde, wurde mir klar, dass das kein Museum, keine Erzählung, sondern alles WIRKLICH ist. Es klingt jetzt vielleicht naiv, wenn ich sage, ich konnte mir so etwas nie vorstellen. Aber sind wir uns ehrlich – wer kann sich ein richtiges U-Boot oder ein Militärschiff vorstellen und dazu auch das eigenartige erschaudernde Gefühl fühlen, wenn er es noch nie selbst erlebt oder gesehen hat.
Ein kleiner Exkurs mit meiner persönlichen Meinung: Eben auf Grund unserer österreichischen Geschichte werden historische Punkte nicht so propagiert wie hier in Russland. Nicht nur in Vladivostok sondern in ganz Russland zeigt sich diese Propaganda auf Plakaten. Der Grund liegt darin, dass es sich dieses Jahr jährt , 2015, das Siegesjahr von 1945. Auf riesigen Plakaten ist geschrieben „Unser Sieg – 70 Jahre“, dazu abgebildet starke Soldaten der russischen Armee. Dieses Land hat eine andere Beziehung zu Krieg, zum Militär allgemein. Ich denke mir immer mehr, dass es uns in Österreich so gut geht, dass wir es kaum mehr zu schätzen wissen, dass wir in einem Land ohne Krieg leben dürfen. Wenn man in die Ukraine oder nach Syrien blickt, wo derzeit die Hölle brennt, möchte ich mir gar nicht vorstellen wie es den Menschen gehen muss, die diese Kriegsgeräte, die ich hier in Russland als „stillgelegte“ gesehen habe, live erleben müssen. Wenn ich daran denke, welch ein unangenehmes Gefühl ich schon alleine beim Anblick der erkalteten Maschinen oder der im Hafen angelegten Militärschiffe empfunden habe, ist die Realität noch unglaublicher.
Das ist eine Erfahrung die mich reicher macht, mir vielleicht andere Blickwinkel eröffnet und die ich nichtsdestotrotz auf gar keinen Fall missen möchte.
пока пока, друзья!
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