Über eine Reise nach Nizhnij Novgorod, die nicht bis nach Nizhnij geführt hat , einen russischen Pel’meni-Abend, das ständige Problem à la ‚russische Remont‘ , einen ‚klitzekleinen‘ Buchkauf und einem Besuch im Gipsy-Club.
Ich melde mich zurück mit einer Menge an Erlebnissen, die ich unbedingt erzählen muss, weil einfach RUSSLAND!
Am Mittwoch letzte Woche, 16. September um genau zu sein, wollten wir zu dritt mit dem Zug nach Nizhnij Novgorod fahren. (Am Bild hier seht ihr, dass es nicht ganz so nahe ist, wie man es vermuten würde, wenn der Russe die Entfernung mit ‚ganz nahe‘ bezeichnet)

Wir haben die Tickets online (nach einigen Komplikationen) um etwa 30€ für Hin-Retour gekauft, extra an einer Druckstation an der Uni auch ausgedruckt und sind damit dann (zwar etwas knapp) am Mittwochmorgen zum Bahnsteig gelaufen. Jetzt kommt das große ABER: Aber wir hatten nicht bedacht, dass es ein Problem werden könnte, dass wir nur eine Passkopie bei uns tragen. Denn in Russland muss man sich anscheinend IMMER und ÜBERALL ausweisen können. Ein Dokument der Universität mit der Bescheinigung, dass der Reisepass gerade für die Visaverlängerung eingezogen wurde und daher nur eine Kopie vorliegt, wird schlichtweg einfach nicht akzeptiert. Mit den Worten des Kontrolleurs, der uns bei den Wagontüren aufgehalten hat: „Was interessiert mich denn dieses Papierl? Ihr fahrts hier ohne Pass nicht mit!“ Drei Mädls mit Tickets um insgesamt fast 100€, den Schlaf noch in den Augen (5:45 Uhr aufstehen – was ist denn das auch für eine Zeit?) haben also dann am Bahnhof versucht, das Geld zurückerstattet zu bekommen. Ob bzw. wann das Geld letztendlich auf die Karte zurücküberwiesen wird, steht noch in den Sternen – rein rechtlich aber steht uns das Geld zu. (Danke Stas fürs Nachschauen!)
Jetzt aber eine andere Frage: Was tun an einem Uni-freien Tag, an dem man schon mit Müh und Not (ZU) früh morgens aus dem Bett gekrochen ist? – Natürlich! Zur Anzeigetafel gehen, einen Nahverkehrszug aussuchen, in dem es keine Passkontrolle gibt, und die Moskauer Gegend erkunden. Wenn schon nicht weit weg fahren, dann immerhin irgendwohin weg fahren. Um 30 RUB (~40c) gings für uns also nach Kuskovo und dort haben wir bei strahlendem Sonnenschein einen dann doch noch tollen Tag verbringen können. Neben dem Sommerschloss der Familie Sheremetev gabs dann auch noch eine mehr oder weniger sichere Fahrt auf einem Ruderboot am angrenzenden See. (mehr Fotos in der Galerie)

Am nächsten Tag nach der Uni gabs dann einen „Pel’meni-Abend“. Für jene, dies nicht kennen – Pel’meni sind ähnlich wie Tortellini, also auch Teigtaschen mit Fleischfüllung. Neben diesen Teigtaschen haben wir auch noch Wareniki vernascht – ebenfalls Teigtaschen aber mit unterschiedlichen Füllungen erhältlich (Frischkäse, Pilze, Kartoffeln, Beeren,…). Ganz typisch russisch hat natürlich auch die сметана (Smetana, ~Sauerrahm) nicht gefehlt.
Anfangs hab ich dieses typisch russische Essen noch etwas kritisch gesehen, aber mittlerweile könnte ich mich in Pel’meni mit Sauerrahm einwickeln – hmmmm 🙂
Woran ich nicht so viel Gefallen finde, wie an den Pel’meni und dem russischen Essen allgemein, das ist die ständig andauernde REMONT (Reparatur- und Montagearbeit).
„Der Gehweg ist zu schmal, machen wir mal einfach neu (weil Russland das ja kann) und lassen wir die Leute auch noch um halb 1 Uhr nachts daran arbeiten (weil Russland das ja kann). Stellen wir das Wasser für den Winter um und lassen die Leute einfach mal bis zu einer Woche ohne warmes Wasser leben (weil Russland das ja kann). Und geben wir ihnen dazwischen einen Abend warmes Wasser, damit sie glauben die Remont ist vorbei, und drehen es danach einfach wieder ab (weil Russland das ja kann). Stellen wir das System für Studententickets in der Metro um – zu SEMESTERBEGINN – und lassen die Austauschstudenten durch die Finger schauen (weil Russland das ja kann)….“ Dieses Schema könnte noch lange fortgeführt werden, aber ich denke man bekommt damit etwa einen Einblick 🙂
Etwas positiver sind meine Erinnerungen an den Ausflug in den Zoo in Moskau. Immer noch hatten wir wirklich (~20 Grad, wir wollen ja nicht übertreiben) warmes Wetter und einen freien Freitag-Nachmittag. Der Бабье-лето (Bab’e-Leto = Altweibersommer) läutet das Ende des Sommers, bzw. der schönen angenehm-warmen Herbstzeit ein und kündigt baldiges kaltes Wetter an. (brrrr… )
Am Abend wars dann soweit – ich habe mich entschieden das erste Mal in Moskau in einen Club zu gehen. (Alle die mich kennen wissen, dass ich eine gemütliche Bar einem Club ABSOLUT vorziehe und diese laute Musik und das Tanzparkett doch eher selten aufsuche) Da ich aber in Moskau bin, dachte ich mir: Warum denn mal nicht probieren? (Fotos vom Club selbst findest du hier: https://instagram.com/explore/tags/gipsyonelove/ )
Um 0.30 mit der Metro noch in den Club gefahren, mit Ausländerbonus in den Club eingelassen worden, den Club mit riesigen Glaswänden und Palmen bewundert, ein Bier getrunken, etwas getanzt und einen Russen abgewimmelt – um 3 Uhr dann ab ins Taxi und zu viert zurück ins Studentenwohnheim. (Taxifahrer übrigens in Moskau immer zuerst nach dem Preis fragen und weit hinunterhandeln – ansonsten besteht Abzock-gefahr! Die Taxipreise sind absolute Verhandlungssache!) Das Club-Problem abgehakt steht uns ein nächstes Problem bevor: Der Eingang zum Campus ist abgeschlossen. (Zwischen 1 und 6 Uhr ist der Campus üblicherweise abgeschlossen, er wurde aber auch schon um 3 Uhr als nicht-verschlossen aufgefunden, daher unsere Hoffnung auf offene Türen) Neben dem Eingang gibt es aber ein Eisentor, das nicht 100% abschließt, und bei dem man die Flügel auseinanderhalten kann und durchhuschen kann. (Für unsere Sicherheit ist das allgemein nicht unbedingt vorteilhaft, schließlich könnte jeder dort in den Campus gelangen, aber immerhin konnten wir in dieser Nacht in unser Studentenwohnheim zurück)
Gut ausgeschlafen haben wir uns am nächsten Tag zum Shoppingcenter „Aviapark“ aufgemacht, um in unserem Lieblingssupermarkt „Ashan“ alles nötige einzukaufen. (Man kann sich das wie einen riesigen Metro-Shop vorstellen, auf zwei Stockwerken, in dem man einfach ALLES kaufen kann) Eine warme Bettdecke gabs um etwa 12€ (erst mal die Decke an der Kassa nach dem Einkauf vergessen, beim Mittagessen daran erinnert und im Supermarkt dann Geld zurückbekommen um die Decke ein zweites Mal zu kaufen) Wenn es um Reklamationen und Retournierung von Geld geht, kann man den Russen absolut nichts vorwerfen! Im Shoppingcenter selbst gibt es zentral ein großes, nein ein riesiges Aquarium, das bis zur Decke des Shoppingcenters reicht. Seht selbst:
In eben diesem Shoppingcenter gibt es einen Mediamarkt (ja, unseren von zu Hause) und dort gibt es DVDs zu absolut unschlagbaren Preisen! Eine Game of Thrones Staffel kostet hier 499 RUB (~6,5€) im Vergleich auf Amazon.de kostet dasselbe Produkt 14€. Also habe ich hier gleich mal zugeschlagen und einige DVDs zu meinem Eigentum gemacht. Ebenso hab ich gestern Abend diesen Kaufrausch erlebt, als ich in einem Buchladen war und mich im Endeffekt mit mehreren Kilos an Büchern nach Hause geschleppt habe. Hier mein derzeitiger Bestand an DVDs und Büchern:

So wie ich mich kenne wird dieser Berg noch wachsen hihi 🙂
Also bis dann,
Пока, пока друзья.
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