Ich bin gerade am Weg in die Innenstadt. Ja gerade, während ich schreibe. Was mir gerade links neben mir auf gefallen ist, ist ein Haus, das außergewöhnlich viel Stil hat. Für Moskau. Es besitzt einen kleinen Balkon im ersten Stockwerk verziert mit kleinen Säulen. Erinnert mich glatt ein wenig an Wien. Oder doch nicht, hier, am nächsten Gebäude, hier hängen Kabel raus, der Putz ist so dunkel, als ob es mal gebrannt hätte drinnen. Aber das wird nur die schmutzige Luft hier sein – vermutlich.
Jetzt kommt mir gerade eine Limousine entgegen, weiß, dahinter eine schwarze. Braut und Bräutigam? Die Autos knarren beim Vorbeifahren, Rost auf den Reifenkappen, in diesem Fall das billigste Unternehmen für die Hochzeit ausgewählt?
Jetzt gelange ich gerade an dir Hauptstraße, hört man schon von Weitem, 3 Spuren je Fahrtrichtung. Alle im Stress. Ich spaziere daneben her. Ich sehe über der Straße auch schon die Weihnachtsbeleuchtung. Es ist erst September! In kleinen Bögen über der breiten Fahrbahn. Aber vielleicht hängt sie auch das ganze Jahr, und ich habe bis jetzt nicht wirklich gesehen.
Links erhebt sich vor mir ein hohes Gebäude aus Glas. rosa. Warum diese Farbe weiß ich selbst nicht, scheint ein Hotel zu sein? Wirkt wirklich eigenartig in der Gegend mit all den alten grauen Gebäuden rundherum. Ich komme zum Belaruskij Vaksal, die Gebäude werden niedriger und bunter. Schöner. Orange, Türkis, Moskau du kannst doch etwas bieten. Mittlerweile sind es 4 Spuren je Fahrbahn, und was seh ich da? Ein VW Bus, und ein zweiter, knallgrün und gelb – ich glaubs nicht. Hier in Moskau.
Ein alter Mann neben mir links ist am Telefon. Was macht er da? Spuckt direkt neben mir auf den Boden. Ekelhaft.
Was ist mir gerade wieder passiert? Ich bin in die falsche Richtung gegangen. Also wieder zurück zu dem alten spuckenden Mann, den dunkeln Häusern und dem Zentrum Moskaus. Das hat man davon, wenn man am Handy herumtippt. Aber was sagt man so schön? Nur wer sich verirrt, lernt die Stadt am besten kennen. Gut, aber nicht, wenn man 5x denselben Fehler macht. Diese Straße kenne ich schon. Rechts wieder das rosa Gebäude. Gefällt mir immer noch nicht.
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Hier auf de Tverskaja, schon wieder eine Limo, diesmal ein bisschen dekadenter unterwegs, mit Unterbodenbeleuchting und so. Stop hier links eine alte Frau, etwa 65-70, dunkelgrau, weiße schulterlange Haare steht hier mit Plakaten über dem Rücken und dem Bauch und verteilt Zettel. Ein Job, den viele hier in Moskau machen um sich etwas dazuzuverdienen. Stehen und Zettel verteilen, an die dies wollen oder auch nicht wollen.
Links vor mir am Gehweg steht eine alte Frau, sie hält ihre Hände auf, braucht Geld. Ich stecke meine Hände in die Jackentasche, nicht weil ich ihr Geld geben möchte, sondern um meine Hände zu wärmen. Ich habe aber Kleingeld in den Taschen. Wonach soll ich einschätzen können, ob sie das Geld mehr braucht als der Mann 100m weiter vorne? Ich überlege zu lange und gehe vorbei. Beim nächsten Mal, sowas lässt mich nicht in Ruhe.
Bei der nächsten Bank hebe ich Geld ab und gehe meinen Weg wieder zurück. Alle Geschäfte die ich brauche liegen jetzt auf meinem Weg zurück. Auch die alte Frau.
