Transsib-Stopp #4: Omsk

Am Donnerstag Abend, den 18. August zählten wir schon, machten wir uns auf den Weg nach Omsk. Mittlerweile befanden wir uns schon östlich des Urals, mitten in Asien. Im Zug dorthin hatten wir quasi „witzige“ Nachbarn im Wagon. An einer Zugfahrt in der Nacht, wie wir es zu 90% auch hatten, ist das interessanteste die Umgebung IM Zug und nicht außerhalb. Draussen ist es schnell dunkel und es gibt wenig zu sehen, aber die Leute im Wagon selbst, sind oft besser als jede Unterhaltungssendung. Die Dame, die sich Valya nannte, war einer dieser interessanten und vor allem unvergessliche Begegnungen. Valya war zuerst aus dem Häuschen, dass wir aus dem Ausland, ja aus Europa sind, und dabei sogar Russisch sprechen. Punkt 1. Valya war auch sehr sehr ländlich aufgewachsen und hat kaum Großstädte oder geschweige denn das Ausland gesehen. Nur logisch waren wir für sie fabelhafte Exoten mit einem für sie ungeheuerlich interessanten Akzent im Russischen.  Nachdem wir ihr erklärt hatten, dass wir eine andere Schrift und als Währung den Euro haben, Deutschland und Österreich kein vereintes Land, sondern zwei eigene Staaten seien (das mussten wir wirklich nicht nur einmal erklären auf dieser Reise, ohne Scherz) hat sie mein Pi-Tattoo auf der Schulter entdeckt. Da seien Zahlen drin, hat sie angmerkt, und das seien sogar russische Zahlen. Ich versuchte ihr länger zu erklären, dass wir doch dieselben Zahlen hätten, und es keine eigenen „Russischen Zahlen“ geben würde. Vergebens. Ich gab auf und ließ sie im Glauben, ich hätte mir extra wegen Russland russische Zahlen tätowieren lassen. Nun gut, sei’s drum.

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Gut erhaltenes altes Holzhaus in Omsk
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Fotografiert auf einer Wiese stehend. Schlechte Idee.

Ich muss wohl nicht erwähnen, dass wir auch von ihr darauf angesprochen wurden, ob wir denn verheiratet seien und schon Kinder zu Hause hätten. Als Christina meinte, sie sei 24, entgegnete Valya schon fast vorwurfsvoll, ihre Tochter hätte mit 26 bereits 3 Kinder gehabt und mittlerweile sei sie, Valya, schon auch dreifache Oma. Diesen vorwurfsvollen Unterton hörten wir einige Male, sodass wir schon ernsthaft überlegten uns quasi „jünger auszugeben“, nur um diesen Blicken uns Aussagen zu entgehen.

Nun zu Omsk selbst, die Stadt der Städte. not. Wir hatten die Nacht mehr oder weniger im Zug überstanden und sperrten unser Gepäck am Bahnhof ein. Wie uns später klar wurde, war unsere Entscheidung, nur einen Tag in Omsk zu bleiben und danach gleich weiterzuleiten, eine fantastische.

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Durch die Stadt schlendernd überzeugte uns die Stadt anfangs kaum. Das Wasser war mehr als dreckig, richtig schlammbraun, die Straßen verschmutzt und die Architektur nicht berauschend. Es war schlichtweg langweilig. Als wäre die Stadt im Winterschlaf.

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Brauner gehts nimmer…

Auf einer alten Straße gab es ein paar schöne Gebäude, eines davon ein altes Museum. Vor dem Museum machten wir kurz Halt um ein paar Fotos zu machen. Stellten uns dazu in die grüne Wiese gegenüber, die von Rasensprenger teilweise künstlich bewässert wurden. Schon etwa 30min später bereuten wir unseren Abstecher in diese Wiese, wir waren voll von Gelsenstichen. An den Knöchel, durch die Hose auf die Unterschenkel und Oberschenkel – wir beide trugen ein Andenken aus Omsk mit auf die Reise. Es war noch sehr warm, etwa 27°, und wir dürften diese Viecher wohl irgendwie angezogen haben. Fein, was?

Wir fühlten uns schon unwohl und wollten uns nach diesem nicht sehr gelungenen Tag im Supermarkt Essen für die Reise kaufen. Der Supermarkt war Bombe, eine Auswahl, wie wir sie zuletzt vielleicht in Moskau gesehen hatten. Der Supermarkt war, wie wir im Nachhinein feststellten, das einzige und beste an der ganzen Stadt. Denn alles, was wir aus Omsk mitnehmen könnten waren – ja genau – Gelsenstichen.

Am Rückweg zum Bahnhof, das Essen im Gepäck, hatten wir abermals ziemliches Glück mit der Stadt Omsk. Wir waren ohnehin schon spät dran, weil wir mit der Zeitverschiebung uns um eine Stunde verrechnet hatten und bereits eine Stunde früher als geplant abfahren sollten, und dann blieb plötzlich unser Kleinbus stehen. Der Fahrer stieg aus und ging davon. Ich hielt es für einen Fahrerwechsel, wie es in Wien manchmal vorkommt. Nachdem aber nach 3-4min noch niemand kam, um das Fahrzeug weiterzulenken, fragte ich die Mitfahrenden. Diese zuckten nur ruhig mit den Schultern und meinten, sie hätten auch keine Ahnung, wir wären von der Polizei gestoppt worden, es könne so 15-20min dauern. Nun lief ich rund, ohnehin schon verspätet, versuchte ich die Schiebetür des kleinen Minibusses zu öffnen – vergeblich. Die Mitfahrenden schauten mir seelenruhig zu. Eine elektrisch-öffnende Für, erklärte man mir ruhig, nur der Fahrer könne sie öffnen. Ich, die Ausländerin im ganzen Minivan, schrie aus dem Fenster hinaus, man solle uns doch bitte wenigstens die Tür öffnen, dass wir zumindest in einen anderen Bus umsteigen könnten. Ich war ziemlich wütend, denn von den ganzen Muttersprachlern um mich herum rührte niemand auch nur einen Finger. Dass wir einen Zug zu erwischen hätten, und nicht viel Zeit hätten, verstanden sie dann aber, nickten verständnisvoll. Aber egal war es ihnen trotzdem, wann wir weiterfahren würden. Plötzlich öffnete sich die Fahrertür, der Fahrer fuhr weiter. Hatte es also doch geholfen, in der Fremdsprache der Polizei und dem Fahrer zuzuschreien.

Schlussendlich hatten wir doch genügend Zeit, um unser Gepäck abzuholen, aufs Gleis zu gehen und in den Wagon einzusteigen. Mit mind 15kg im Rucksack und dann noch massenhaft Essen aus dem Supermarkt zwengten wir uns abermals durch die schmalen Gänge zu unseren Plätzen. geschafft.

Aufregung pur, und wie gesagt, der Supermarkt war wohl das Beste an diesem Tag. Omsk als erste Stadt wohl nicht weiterzuempfehlen. Das sollte sich beim Namensvetter Tomsk ja doch wieder ändern. 🙂

dav

Das Beste des Tages 😀

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Transsib-Stopp #3: Jekaterinburg

Am Dienstag Mittag kamen wir in Ekaterinburg an, in der Hauptstadt des Urals. Viel wussten wir noch nicht über diese Stadt, wussten lediglich, dass wir dort drei Tage verbringen würden. Bei +32 Grad fanden wir auch relativ schnell den Weg zu unserem Hostel. Valerij, der Betreiber dieses Hostels zeigte uns gegen 14 Uhr unser Zimmer im Art Hostel Na Bankovskij und wir waren überrascht und verblüfft zugleich: das Zimmer war zwar gerade mal 12qm groß, hatte aber Fernseher, Balkon und für uns Herumreisenden ganz wichtig: ausreichend Steckdosen. 🙂 Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie oft wir diese brauchen und einfach nicht haben. Alle Züge, mit denen wir bis jetzt gefahren sind, hatten alle keine Steckdosen am Platz. Eine einzige Steckdose bei den Toiletten reicht nicht für 52 Reisende im Wagon, das ist uns schnell klar geworden.

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Zimmer mit Balkon 🙂

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Nach einigem Herumsuchen wollten wir zur Grenze Europa-Asien, die in der Nähe von Ekaterinburg verläuft. Ein Monument sollte dort stehen,  das wir gerne ansehen wollten. An der zentralen Busstation sagten wir, wir wollen zur Grenze Europa-Asien und bekamen auch gleich ein Ticket ausgestellt zur Station „Kenping“. Auch das Internet bestätigte, dass der Bus Richtung Monument fährt, nur die genannte Station konnten wir nicht daneben finden. Wir vertrauten in das Wissen der Lokalen und fuhren mit dem Bus. Während der Fahrt lokalisierten wir das Monument immer auf Google Maps, je näher wir dem Monument kommen sollten, desto weniger stieg der russische Busfahrer vom Gas.

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Bus ins Irgendwo

Und vorbei waren wir. Was war das? Wir sollten ja beim Monument aussteigen? Die Mitfahrenden meinten, unsere Station sei noch etwa 10-15min weiter mit dem Bus. Jetzt waren wir erst recht gespannt, wohin uns die Fahrkartenverkäuferin hingeschickt hat. Es erwartete uns: ein Badeparadies. Laute Musik, Badesee, Grillerei, Hotels und Natur pur. Der ganze Spaß trug den Namen „Europa-Asien“ – so schnell kann Verwechslung gehen. Man sucht ein Denkmal und findet fälschlicherweise einen Badetraum. Da wir aber weder mit Bikini noch mit Handtuch ausgestattet waren, wie denn auch, so war es für uns in diesem Moment ein BadeALPtraum 😀 nur die Beine konnten wir etwas ins Wasser baumeln lassen, während alle anderen bei 35° im angenehmen See badeten. Wir merkten uns den Ort, vielleicht würden wir ja nochmal herkommen – die einzigen Touristen wären wir hier auf jeden Fall, denn hierhin kann man nur unabsichtlich finden. Hätten wir genau das gesucht, wären wir bestimmt wieder wo anders gelandet 😀

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Badeparadies (wenn man Badesachen dabei hat natürlich)

Bei der Rückfahrt konnten wir das Monument zumindest aus dem Fenster kurz erkennen. War auch ganz nett, mit unserer neuen Entdeckung waren wir aber weitaus zufriedener 🙂

Am Nachmittag spazierten wir dann noch durch die Stadt, und was auf der Stadtkarte wie 20 Min Fußweg aussah, stellte sich als 60min Marsch heraus. Wir kamen an einem kleinen Friedhof an, der keinem unserer Friedhöfe ähnelte. Zwischen den wuchernden Gewächsen sahen wir kleine Stäbe, farbige und rostige, Schilder und andere Zeichen, die signalisierten, dass dort Gräber waren. Auf jeden Fall interessant auch so etwas gesehen zu haben. Wir haben uns auch erlaubt dort Fotos zu machen, Gräber haben wir aber dafür keine ausgeraubt.

Die Kathedrale am Blut (Храм на крови) ist nur etwa 25min Fußweg entfernt und ist eine neu errichtete Kirche. Und zwar befindet sie sich auf jenem Platz, wo 1918 im Zuge der Oktoberrevolution die gesamte letzte Zarenfamilie um Nikolai II ermordet wurde. Im Sonnenuntergang konnten wir die Kirche sogar von ihrer schönsten Seite sehen.

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Kirche am Blut in Jekaterinburg

Im abendlichen Ekb saßen wir auch noch, wie etwa 50 andere, am Ufer des durch die Stadt fließenden Flusses und taten das, wofür ein Bekannter in Moskau sogar von der Polizei mitgenommen wurde: wir tranken ein alkoholisches Getränk in der Öffentlichkeit. 😮 So viele Menschen waren um 23.00 Uhr noch unterwegs, genossen die noch warmen Temperaturen, wir hatten immerhin noch etwa 28 Grad um diese Zeit. Wirklich wunderbar.

Der letzte Tag in Ekaterinburg sollte der heißeste werden – bis zu 38° kletterte die Temperaturanzeige hinauf. Weil wir ja am Vortag zufälligerweise einen Geheimtipp entdeckt hatten, fuhren wir ein zweites Mal 60min aus der Stadt hinaus zum Baderesort (Diesmal alles mit Absicht) und verbrachten ein paar wenige Stunden dort am See. Es gelang uns kaum zu glauben, dass wir im Ural bei über 35° Lufttemperatur in einem Natursee baden konnten. Damit uns die ganze Situation wieder etwas realer vorkommen sollte, zog kurzfristig ein Unwetter auf und ein kurzer Platzregen ließ uns zum Bus laufen. An dieser Stelle hätten wir auch gerne ein eigenes Auto gehabt, mit dem wir ganz einfach verduften hätten können. Aber wir machten uns wie schon gewohnt auf, um an der Bushaltestelle einen Bus herbeizuwinken.

Der Bus ging direkt zum Bahnhof, wo wenig später schon unser Zug Richtung Omsk abfahren sollte. Eine riesige Lok fuhr auf den Bahnsteig ein, richtig urig kam mir das vor. Richtig urig war sie auch drinnen, eine Toilette mit Pedal statt Spülung. Einmal das Pedal gedrückt und – plumps – alles landet auf den Gleisen. Vermutlich auch der Grund, warum es gewisse Zeiten gibt, zu denen die Toilette versperrt bleibt. Alles hat hier seine Gründe 😉

Von Ekaterinburg ging es wieder im offenen Wagon nach Omsk, fast 30° hatte es im Inneren und wirklich schwer taten wir uns in dieser Nacht, den Schlaf zu finden. Nicht nur, dass der Zug regelmäßig Fahrgäste auch nachts zusteigen ließ, auch die drückende Hitze im Wagon ließ uns auf unseren (fix nicht mal) 90cm Betten nicht schlafen. Der nächste Tag sollte in Omsk verbracht werden, bevor es am Abend weiter nach Tomsk gehen sollte. Mittlerweile hatte wir in EKB +2h Zeitunterschied zu Moskau und +3h zu Wien. Die Tour in den Osten und gegen die Zeit geht weiter. 🙂

Alles Liebe aus dem Osten :*

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Kupe Kazan – Ekb
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Flussufer Ekb
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Spaziergang am Fluss 🙂
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Friedhof mal anders
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Das Grab eines ehemaligen Offiziers, scheinbar.
sdr
Denkmal den Verstorbenen im Afghanistankrieg und in Tschetschenien.
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Ekb am Abend ❤

sdr

 

Transsib-Stop #2: Kazan

Abschied vom Bekannten – die Reise ins Unbekannte.

Von einer Moskauer Freundin wurden wir am Sonntag Abend im Auto zum Kazaner Bahnhof gefahren. Es regnete in Strömen und auch die kühlen 12° machten uns den Abschied nicht gerade schwer. Lediglich Moskau allgemein und unsere Freunde zurückzulassen war nicht gerade die einfachste Sache. Jetzt ging die transsibirische Reise so wirklich los – nächster Stop: Hauptstadt Tartastans, Kazan.

Die erste Zugfahrt ist überstanden und die etwa 12h in einem engen Bett auf etwa 1.5m Höhe brachten sogar etwas Schlaf. Die Erinnerung vom letzten Jahr, dass man sich jedes Mal beim Aufsitzen im Bett den Kopf stößt oder beim Raufklettern ins Bett wie ein kleiner Affe sich am Rahmen hochhantelt und dabei den Hinter schön auf den Gang rausstreckt – das hatten wir schon wieder verdrängt. Denn wieder schafften wir den Aufstieg weder graziler noch blieb es bei einem Mal Kopfanstoßen an der Gepäckablage darüber. Vielleicht beim nächsten Mal.

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Foto aus dem oberen Bett. Dabei dereis das erste Mal den Kopf gestoßen.

Die beiden Betten unter uns belegten zwei ältere Damen, gegen 65 vermutlich. Sie fanden es ziemlich amüsant, dass zwei junge Mädels wie wir alleine in Russland herumreisten. Nach dem ersten von uns ausgesprochenen Satz erkannten sie unseren ausländischen Akzent und redeten anschließend auf uns ein:

– Seid ihr beide schon verheiratet? Nein, ihr seid doch bestimmt noch nicht verheiratet, oder? Sucht ihr hier einen Mann? Heiratet nicht, bringt euch nichts Gutes. Ihr braucht wirklich nicht heiraten. Und wenn doch, dann sucht euch lieber jemanden von eurer Nationalität – keinen Russen! Ihr seid jung und hübsch, sucht euch einen von euch! (Wir wussten nicht recht, wie wir das auffassen sollten: Keinen Russen suchen, weil die Männer ihrer Meinung nach nicht so toll seien; oder keinen Russen suchen, sodass die russischen Männer den Russinnen bleiben? Wir wissen es immer noch nicht, welche Theorien ihnen da vorgeschwebt sind 🙂 )

– Besucht ihr jemanden oder fahrt ihr alleine? Wie, ihr fahrt ganz alleine an den Baikalsee? Passt auf auf euch, Mädls! So schwere Rucksäcke, und kein Mann, der euch hilft! (Jaja, hier würden die beiden Tratschtanten dann gerne wieder Männer dabei haben)

So ging es eine Zeit lang, es war wirklich sehr unterhaltsam. Im Endeffekt schlief ich dann aber wirklich gut, wenn man bedenkt, dass in dem Wagon mindestens 40 Personen schliefen und es mindestens 27 Grad hatte. Das war aber anscheinend nur ein Vorgeschmack auf Kazan, denn dort erwarteten uns pralle 30 Grad Hitze bei unserer Anreise um 8 Uhr morgens.

Früh morgens, Rucksäcke am Bahnhof waren dann endlich verstaut und untergebracht. Einen Kaffee bzw ein Café suchten wir nach der Ankunft ebenfqlls und fanden es in einem kleinen „Bar – Café“ neben dem Bahnhof (das spricht vermutlich schon für sich). Zwei ältere Herren saßen bereits auf den klapprigen Plastikstühlen und tranken ihr großes Bier. Während wir auf den Kaffee warteten, bestellte ein anderer Mann, um die 50 Jahre alt, Vodka. Bei einem normalgroßen österreichischen  Stamperl hätte er vermutlich zu lachen begonnen, denn er bekam etwa einen halben Plastikbecher voll. Abwechselnd mit etwas Orangensaft genoss der Gute das gute Getränk um halb 9 (!) alleine auf einem der anderen Plastiktische. Neben uns nahmen dann noch andere Herrschaften mit Bier und Kvas (Brot-Biergetränk) Platz und der Kaffee blieb das einzige antialkoholische Getränk im Raum. Um halb neun Uhr früh.

Von den etwas eigenartigen Begegnungen erholt, fuhren wir dann zur Kirche aller Religionen. Schon bei meiner letzten Kazan-Reise hab ich sie besucht, doch diesmal bei fast 30 Grad mehr und natürlich ohne Schnee und Eis.

 

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Die Kirche aller Religionen

Mit einem Freund aus Kazan spazieren wir dann den Rest des Tages durch die Stadt, machten in einem russisch-tatarischem Restaurant eine Mittagspause und legten insgesamt über 20km an diesem Tag zurück. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Damir, der dieses Mal bereits das zweite Mal die ganze Innenstadt mit mir abgelaufen ist und uns bei der Reise sehr unterstützt hat. Auch wenn sich sein deutscher Wortschatz auf wenige Phrasen beschränkt, ‚Noch ein Bier, bitte‘ wusste er auch bei seinen Deutschlandreisen schon gut einzusetzen 😉

Weil wir an einem Bahnhof in der Früh ankamen und wir nach Ekaterinburg aber von einem anderen Bahnhof abfuhren, begleitete uns Damir am Abend noch bis zum anderen Bahnhof, sodass wir auch sicher unsere weitere Reiseroute verfolgen konnten und nicht auf halber Strecke verloren gingen.

Zwei Nächte verbrachten wir nun durchgehend hintereinander im Zug, dementsprechend groß war unsere Freude auf die Unterkunft in Ekaterinburg Dienstag Mittag. Ohne Duschen und mit zu intensiver oder gar keiner Klimaanlage kann eine lange Fahrt dann schon auch anstrengend werden. Exklusive Zeitunterschied (+3 in Moskau und +5 in EKB) waren wir nun 14 Stunden von Montag Abend bis Dienstag Mittag unterwegs, und das soll sogar noch nicht mal die längste Teilstrecke gewesen sein! 🙂

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Kinderdorf mit ‚alten‘ Häuschen
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Blumenfestival in Kazan
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Bei 32° am Ufer entlangspazieren – Urlaubsfeeling pur! 🙂
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Die zweitgrößte Moschee Russlands
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Das Nachtlager von Kazan nach EKB – Luxus pur 😉

Infos zum Transsib-Stop #1 in Moskau und die dortigen waghalsigen ‚Ausflüge‘  gibts im vorigen Beitrag. Der nächste Beitrag kommt dann zur Hauptstadt des Urals, Ekaterinburg, wo wir heute Mittag angekommen sind. Auch hier hatten wir wieder ganz besondere Erlebnisse im Zug haha, aber dazu später 😉

Alles Liebe aus Russland! 🙂

Transsib-Stop #1: Moskau

Mutter Russland hat mich wieder und hat mich mit Pauken und Trompeten empfangen.

Unsere transsibirische Reise beginnt dort, wo unser Auslandssemester geendet hat – nämlich im wunderschönen Moskau. Erst am späten Donnerstagnachmittag in Sheremetevo gelandet und am Abend schon waren wir in unserer Stammbar. Bekannte Plätze, bekannte Sprache, bekannte Stadt und alte Moskauer Freunde – was braucht es denn mehr, um sich hier wieder wohl zu fühlen?

Am Samstag trafen wir uns mit einer Freundin aus Moskau und fuhren sogar mit einem Schiff den Moskaufluss entlang. Der Wind machte uns das Selfie-machen etwas schwer und der Mann an der Anlegestation schaffte es auch uns mit seiner Frage „Wir müssen Sie jetzt alle gemeinsam fotografieren, damit wir wissen, wie viele am Anfang am Schiff sind“ etwas zu beunruhigen. Warum sollten mitten auf der Moskva Leute verloren gehen? 😉 Am Schiff selbst fühlten wir uns wie Touristen aus dem Bilderbuch, und machten auch genug Fotos um dem zu entsprechen.

Im Park Gorkovo (auch bekannt als Gorkij Park aus dem Scorpions-Lied ‚Wind of Change‘) verbrachten wir dann den Rest des Tages. Vorstellbar wie dreimal das Wienerberg Erholungsgebiet – eine solche Größe nimmt dieser Park ein. Von einem Tanzparkett mit Livemusik am Flussufer der Moskva, einem gigantischen Springbrunnen und mehreren kleinen Seen mit Tretbooten bis hin zu einem kleinen Freizeitpark ist alles vorhanden, was das russische Herz begehrt.

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Haupteingang in den Gorkij Park
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Blick auf den Park vom anderen Ufer

Schön und gut. Und nun das Abenteuer dahinter. Ein guter Freund aus Moskau, der mit uns im Park war, meint so: „Lass uns auf die Brücke hochklettern. Dort hat man einen fantastischen Blick auf den Park, dort warst du bestimmt noch nie“ Ich dachte, dass man das Wort „klettern“ hier anscheinend auch metaphorisch verwendet und wir einfach zur Brücke hochgehen und sie überqueren würden. Als er dann aber seine Tasche über das Geländer schmiss und begann die Metallteile entlang zu spazieren, fiel bei mir der Groschen und ich schnallte, dass „klettern“ auch wirklich „klettern“ bedeuten sollte. Wo wir dann hingelangten, war das: (und ja, ich hatte doch etwas Schiss beim Hoch- und Runtergehen, war aber eigentlich halb so schlimm 🙂 )

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Diese blauen Halbkreise ging es nach oben. Und auch wieder nach unten.
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Dieser blaue Weg aus einem anderen Blickwinkel. Dank der Knubbel konnte man doch ganz gut darauf gehen.
bty
Ein Selfie musste natürlich auch gemacht werden. 😉
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Tanzparkett am Flussufer

Nachdem wir von einem Aufseher (der übrigens ebenfalls dort oben herumkraxelte) verscheucht wurden und er sich bestechen lassen wollte (wofür auch immer) sind wir wieder auf den Boden und haben uns ein Rad (ähnlich dem CityBike in Wien) geschnappt und sind losgefahren. Den Gorkij Park bis ans Ende und dann auf den Berg zur Uni MGU zu einem Aussichtspunkt. Die Aussicht war wunderbar, aber wir waren vom Hochfahren kaputt. Dass ich dort nach oben mal mit dem Fahrrad komme, dass hätte ich vor einem halben Jahr auch nicht geglaubt 😉

Insgesamt waren es am Samstag etwa 19km zu Fuß und 16km mit dem Fahrrad – weit genug, um am Abend wie tot im Bett zu liegen 🙂

Am Sonntag Abend geht es dann weiter in die nächste Stadt. Die Nacht fahren wir durch und verbringen insgesamt etwa 13h im Zug, um nach Kazan zu gelangen, die Hauptstadt der Republik Tartastan. Im Winter war ich schon dort, noch viel interessanter wird es nun, die Stadt auch im Sommer kennenzulernen 🙂

Das war das Update aus der Hauptstadt! 🙂

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Abendspaziergang am Arbat
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Bei Wind und Wetter unterwegs, natürlich auch am Roten Platz
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Der Eingangsbereich der Leninbibliothek
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Moskau haut sich echt ins Zeug 😉
bdr
Der erste Abend in Moskau, natürlich mit einem Selfie festgehalten 😉

 

 

Weihnachten in Moskau: mit Kitsch und ohne Schnee

Es heißt immer „Moskau schläft nie“. Nachdem ich aber die letzten Wochen hier in Moskau erlebt habe, kann ich sagen, Moskau schläft – und zwar von 1. bis vermutlich 10. Jänner. Keine übervolle Metro, kein übermäßiger Verkehr – Ruhe pur für Moskauer Verhältnisse.

Wir sind nach Russland gekommen mit den Erwartungen: Winterchaos und Kälte. Am Weihnachtsabend war davon aber nur wenig zu spüren. Schnee gab es maximal auf Bildern oder in russischen Weihnachtsfilmen; noch wenige Tage vor Weihnachten konnte ich sogar meinen Wintermantel für kurze Spaziergänge im Zimmer lassen und die Herbstjacke auspacken.

Wie aber war der Heilige Abend abseits von Familie und der geliebten Weihnachtsgans? Bis zum späten Nachmittag drehte sich alles in meinem Kopf hauptsächlich darum: Was passiert zu Hause wohl gerade? Liegen gerade alle in meinem Bett und schauen tschechische Weihnachtsmärchen? Hat die Mama die Weihnachtsgans schon in den Ofen geschoben? (Den Duft, der da im ganzen Haus aufzufinden ist, konnte ich mir nur aus meiner Erinnerung abrufen)
Mit Freunden aus Russland und anderen Internationals hatten wir uns zum Abendessen in einem Restaurant verabredet. Dass italienisches Essen so fürchterlich an einem heiligen Abend sein würde, konnte ich mir anfangs noch gar nicht vorstellen. Per Video alles zu sehen, wie es zu Hause gerade abläuft und selbst nicht dabei zu sein, war wirklich eine ziemliche Überwindung. Eben diese Tage rund um Weihnachten waren zwar auch in Russland ganz nett, aber da Russland Weihnachten erst am 7. Jänner feiert, und Silvester der Tag ist, der den Feierlichkeiten von unserem Weihnachten entspricht, war von Weihnachtsstimmung nicht wirklich etwas zu erkennen.
Feierlichkeiten – natürlich. Weihnachten – keine Spur.
Eben diese Tage rund um Weihnachten waren eine große Herausforderung, weil man doch selbst dabei sein möchte, und sich nicht nur am anderen Ende des Whatsapp-Chats befinden möchte.

Aber weil die Uhr ja nicht stehen bleibt, ist auch diese Zeit vergangen und das neue Jahr gekommen. Mit meinem Besuch aus Österreich habe ich vor dem Kreml in ein neues, abenteuerliches sowie erfreuliches Jahr 2016 gefeiert.

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An alle zu Hause in Österreich, und an alle, die rund um den Globus verstreut leben – ein frohes neues Jahr! Darauf, dass wir im neuen Jahr weiter an unseren Herausforderungen wachsen, und nicht mit dem Strom schwimmen, nur weil es leichter ist. Darauf, dass das neue Jahr Veränderungen bringt, und wir lernen mit ihnen umzugehen. Darauf, dass wir im neuen Jahr das schätzen lernen, was wir haben und können, und nicht am Neid gegenüber Nichtigkeiten zu Grunde gehen.
Darauf, dass wir im neuen Jahr einzigartige Erfahrungen machen, die uns prägen und vielleicht auch verändern. Denn Veränderung kann auch toll sein. 🙂

Bis bald,

пока, пока друзья!

314.

Moskau: Alltag in Bildern

Viele Dinge kann man sich alleine durch Erzählungen nicht vorstellen. Ein Beispiel: Im Erdgeschoss gibt es eine Waschmaschine, die alle Austauschstudenten benutzen können. Damit alles geregelt abläuft gibt es eine Liste, in die sich jeder eintragen muss. Jeden Tag gibt es von 15.00-21.00 jede Stunde einen Termin. Diese Liste sieht folgendermaßen aus:

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Mit Bleistift muss Name, Zimmernummer und Stockwerk eingetragen werden

Grundsätzlich dürfte sich jeder Student max. 1x pro Woche einen Termin aussuchen. Da aber für etwa 70+ Studenten nur EINE Waschmaschine zur Verfügung steht, darf man sich glücklich schätzen innerhalb von 3 Wochen einen Termin zu ergattern. So habe ich zum Beispiel das letzte Mal am 7. November gewaschen, dazwischen sind über 3 Wochen (inkl. 1 Woche Sochi) vergangen. Wenn also zu viel Wäsche zu waschen ist und man keinen Waschtermin in absehbarer Zeit eingetragen hat, dann läuft das anders – und zwar so:

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Plastikschüssel + heißes Wasser + Waschmittel = Ines wäscht selbst

Natürlich läuft nicht alles so wie man es gewohnt ist. Aber manche Gewohnheiten behält man dann doch – Schnitzel mit Kartoffelsalat. 🙂 Für ein paar Freunde (Internationals sowie Russen) hab ich schon Schnitzel gekocht – ein russischer Freund fragt mich oft wieder zu kochen, jedoch vorrangig den Kartoffelsalat (keine Ahnung was an den Schnitzerl schlecht sein soll haha? oder vielleicht kennt man hier den Kartoffelsalat einfach nicht, keine Ahnung(: )

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Österreich in Russland – Schnitzerl mit Kartoffelsalat
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Palatschinken, oder wie die Russen sagen: „Blinis“

Damit wir uns aber nicht nur der Heimat zuwenden, sondern auch unseres gegenwärtigen Aufenthaltsortes bewusst sind, kommen wir auch hin und wieder in den Genuss des glasklaren ‚Elexirs‘ und erheben die russische Fahne (:

 

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Möglichkeit 1, die russische Fahne aus Kleidungsstücken nachzubasteln.

Wo wir schon bei der russischen Nationalität angekommen sind: Putin ist ein Gott. Zumindest wenn man den Souvenirs glaubt. Wenn es von unserem Herrn Heinz nur annähernd so viele Souvenirs geben würde, dann würden wir alle schon mit Monobrauen-Schlüsselanhänger herumlaufen. Ein Herr Fischer auf dem Bären (wie Putin im Foto rechts unten) wäre mindestens so ein Verkaufsschlager wie der starke Vladimir oben ohne auf dem Kaffeehäferl im rechten Bild (ich meine, was sieht man morgens beim Frühstück lieber? ) Und ja, das ist Sarkasmus, ihr lieben! (Wehe einer glaubt mir das auch noch, dann kennt ihr mich schlecht)

Russland ist eine riesengroße Stadt. Offiziell 12 Millionen Einwohner, inoffiziell 15 Millionen. Das ist beinahe doppelt so viel wie ganz Österreich Einwohner hat. Das äußert sich nicht nur in der Rush Hour (час пик) sondern auch in Form von gigantischen Straßen. Wenn man die Straßen hier gesehen hat, dann erscheint einem der Ring in Wien lediglich als Parallel- oder gar als Nebenstraße.

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Soweit das Auge reicht – Menschen. Metro zur Rush Hour… (links und rechts unten sind die Plattformen der Metro)
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Eine der vielen Hauptstraßen in Moskau. Eine Richtung – 6 Spuren. Mit kleiner Verkehrsinsel für Fußgänger beim Überqueren. (Hinter mir sind weitere 6 Spuren in die andere Richtung)

Ein anderer Ort, an dem sichtbar wird, dass Moskau einfach riesig ist, ist die Tretjakov-Galerie. Zwei Mal war ich bis jetzt schon dort, einmal bin ich auch in das Museum hineingegangen, und jedes Mal habe ich so eine lange Schlange vorgefunden. Die Liebe der Russen zum Schlangestehen ist mir schon lange aufgefallen. Sei es vor dem Autobus, vor dem Museum oder vor dem Kartenverkauf – Schlange stehen ist ein Muss. Mit der Frage „Кто последний?“ [Wer ist der letzte] erkundigen sie sich immer sehr höflich, um sich anschließend hinten anzustellen.

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Warteschlange vor der bekannten Tretjakov-Galerie

Was man in anderen Museen dann findet lässt einen wieder erstaunen. Im Museum für moderne russische Geschichte gibt es ein Buch aus: ENNS. Nicht weit von meinem Heimatort in Österreich hat der Bürgermeister der ältesten Stadt Österreichs, Enns, Herrn Michail Gorbatschow für seine Friedensbemühungen gedankt.

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Aus Österreich für Russland – Friedensbuch

Was die Religion betrifft gibt es viele sehr gläubige Menschen hier. Natürlich gibt es die bei uns in Österreich auch, aber hier rückt die Religion auch an Plätzen außerhalb der Kirche stark in den Vordergrund. Beispielsweise gibt es am Flughafen in Sochi eine eigene kleine ‚Kapelle‘, wenn man das so nennen kann. In dieser Kleinen Kapelle gibt es ein paar Ikonen, zu denen Mitglieder der orthodoxen Gemeinde beten können.

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Flughafen Sochi – Kapelle aus Glas

Wie wir wissen, lieben es die Russen auch wenn es überall glitzert und scheint – so auch am Neuen Arbat zum Beispiel (oder im Einkaufszentrum):

Es ist nicht alles alt, es ist aber auch nicht alles neu. Russland – das Land der Gegensätze.

Heute habe ich mit Bildern zurückgemeldet, da ich schon merke, dass mir selbst in meiner Muttersprache hin und wieder (vorallem im Gespräch) Wörter fehlen. Diese Worte kenne ich dann entweder auf Russisch oder auf Englisch. Und so funktioniert es in alle Richtungen – mittlerweile habe ich ein richtiges Sprachen-WirrWarr im Kopf kann man fast sagen. Ob Russisch, Englisch oder Deutsch – Sprachen sind in diesem Semester ja das Wichtigste.
Somit Baba, Bye und Пока – damit sich keine Sprache benachteiligt fühlt. (:

314.

 

 

 

SOS – Verloren im russischen Wald

Verloren im Wald, kein Netz, kein Strom, keine Orientierung, kein Plan – und dann wird es dunkel!

Ich bin grundsätzlich kein überaus ängstlicher Mensch – wenn ich aber in Russland mitten in irgendeinem Wald stehe und nach 4 Stunden wandern absolut keinen Plan mehr habe, wie ich wieder unter Menschen kommen kann, dann werde ich leicht nervös. Leicht nervös ist hier wohl etwas untertrieben, innerlich hatte ich wohl schon eher Panik. Nicht nur, dass wir keine Ahnung hatten, wie wir aus dem Wald rauskommen, der Weg zurück, den wir gekommen waren würde mindestens 2-3 Stunden dauern über steile rutschige Bergwände und die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden, es würde also maximal eine Studen dauern, bis es zu finster wäre – und zu gefährlich. Die Sache, dass wir kein mobiles Netz hatten in den ‚Bergen‘ und mein Handyakku nur mehr mich verhöhnende 7% angezeigt hat, machte unsere Situation nicht gerade angenehmer. Meine Gedanken schweiften teilweise von ‚wie können wir die Nacht hier draußen verbringen, wie mache ich feuer‘ über ‚würde uns irgendjemand nach Einbruch der Dunkelheit noch finden‘ bis zu ‚Was machen wir, wenn sich einer von uns verletzt, was bei diesen Bodengegebenheiten nicht verwunderlich wäre, und wie kommen wir DANN zurück?‘

Und so kam es überhaupt dazu:

Es war unser erster Tag in Sochi und einer von wenigen schönen und warmen Tagen diese Woche. In der weiteren Umgebung der Stadt gibt es im Wald eine Art Wanderweg zu den Agurski Wasserfällen. Von Einheimischen haben wir erfahren, dass man mit den Bussen und einem Fußmarsch zum Eingang dieses Naturgebietes kommen kann. Am Eingang würde uns angeboten den Plan mit einer Übersicht über die Lage der Wasserfälle zu fotografieren, bis zum ersten Wasserfall wären es nur 5 Minuten, die ganze Strecke bis zum Ende würde etwa 2,5 Stunden dauern. Danach könnten wir zwar wieder zurückkommen, der Weg in die nächste Stadt wäre aber kürzer meinten sie. Meinten sie.

Die Wasserfälle waren wahnsinnig schön und die Natur mit der frischen Luft war wirklich angenehm – die Wege waren aber alles andere als leicht zu passieren. Da es am Tag davor sehr stark geregnet hatte, war alles noch leicht feucht – die nassen Blätter auf den glatten Steinplatten und dazu der rutschige Matsch machten unseren Weg etwas gefährlich. Teilweise auf allen Vieren haben wir uns im steilen Gelände vorwärts gehantelt – dazwischen gab es dann auch immer wieder etwas flachere Stücke, die leicht zum Spazieren waren. Nicht nur einmal sind wir hingefallen oder ausgerutscht – alle in der Hoffnung ohne irgendwelche Verletzungen zurückzukommen. Nach 3-4 Stunden haben worden letzten Wasserfall passiert und dann sollte laut Angaben der Dame am Eingang die Stadt nicht mehr weit sein. Es war mittlerweile schon fast 4 Uhr, es war noch hell, aber die Sonne stand schon beinahe hinter den Bergen – es würde also nicht mehr lange dauern, bis es finster werden würde. Das erste und einzige Schild, das wir auf dem ganzen Weg gesehen haben war hier, es zeigte wieder auf einen Berg hinauf,  wir folgten der angegebenen Richtung. Wir waren schon sehr weit geklettert, bis wir zu dem Schluss kamen, dass das unmöglich der Weg zur Stadt  könne. Also sind wir dieses steile Stück wieder nach unten – an Bäumen, Wurzeln und allem möglichen habe ich mich festgehalten und dennoch bin ich zweimal am Hintern gelandet. Wir probierten also eine andere Richtung, in der Hoffnung einen richtigen Weg zu finden. Wir landeten auf einer Art Stein/Fels-trasse, die für Autos unbefahrbar war, für uns zu Fuß aber bewältigbar war. Wir wollten nach oben gelangen, um einen Überblick über die Gegend und eventuell eine Straße oder Menschen im Algemeinen  zu entdecken. Was wir gesehen haben war zwar ein schöner Ausblick, aber weit und breit kein Haus – nur Bäume:

Wanderung

Etwas verzweifelt (ich zumindest, ich weiß nicht was in den Köpfen der anderen drei vorgegangen ist) habe ich im Kopf schon alle möglichen Szenarien unseres Verbleibs durchgedacht. Wieder unten angekommen haben wir überlegt, auf die Schotterstraße zu laufen und dieser Straße wohin auch immer zu folgen – hoffentlich in die Stadt. Als wir dann Hinter einem Brummen in der Ferne ein Auto vermutet haben, bin ich wie ein Idiot durch den Bach auf die gegenüberliegende Seite zu der Schotterstraße gelaufen, um das Auto nicht passieren zu lassen, ohne uns über unseren Standort zu informieren und eine Auskunft – wohin und wie weit es in die Stadt ist. Als ich das Auto dann wirklich vor mir gesehen habe, sind mir alle Steine, die wir überwunden haben von den Schultern gefallen – wir würden nicht hier übernachten müssen. Es war nämlich mittlerweile schon dämmrig geworden. Die Schotterstraße wäre schon richtig, meinte der Fahrer, aber es würde sehr lange dauern. Er hätte keinen Platz mehr im Auto aber es würde ihm noch ein Auto folgen, wir sollten dort nachfragen.

Das nächste Auto, ein Jeep mit zwei jungen Frauen und einem großen Hund am Rücksitz, wollte uns vier dann auch mit in die Stadt nehmen. „Wenn ihr kein Problem mit Hunden habt, könnt ihr euch gerne hinten reinsetzen“ Ich hätte vermutlich in dem Moment auch mit einer Schlange  den  Platz geteilt, wenn ich nur irgendwie aus dem Wald rausgekommen wäre 😀

Auf dem dunklen Berg dort waren wir - ursprünglich
Auf dem dunklen Berg dort waren wir – ursprünglich – Bild aus dem Jeep

So also testen wir uns die Rückbank zu dritt mit der Bulldoge oder was auch immer das für eine Rasse war, und einern von uns teilte sich den Beifahrersitz mit einer der Damen. Die Fahrt war sehr wild, wir fuhren über alles drüber und durch alles durch, egal was uns im Weg lag. Als wir auf einen Bach zufuhren, meinte die Fahrerin nur kurz „Stemmt die Hand gegen das Dach, damit ihr mit dem Kopf nicht anstößt – wir fahren da jetzt durch“. Nach etwa 15-20 Minuten ließ sie uns dann an einer Bushaltestelle aussteigen (wie lange wir da wohl zu Fuß gegangen wären möchte ich mir gar nicht vorstellen). Voller Schlamm an den Beinen und an den Jacken, dreckigen Schuhen und verschwitzter Kleidung sind wir SCHLUSSENDLICH im Hostel angekommen.

Holy Moly, so einen Tag hatte ich echt noch nie – wirklich nie! Der Muskelkater heute ist noch ein kleines Andenken, das aber bald wieder vergehen wird.

anderes Land – anderes System

Monatlich den Kurs bezahlen. Wer glaubt, dass das hier einfach mal schnell mit Online-Banking in 5 Minuten erledigt ist, der liegt ziemlich daneben.
Ein kurzer Auszug aus dem Leben, wie es wirklich ist.

Einmal bezahlen, inklusive Spaziergang.
Einmal bezahlen, inklusive Spaziergang.

„Neue Facebook-Benachrichtigung“ – mit dieser Notifikation erwarte ich mir entweder Informationen über irgendwelche Veranstaltungen, likes oder Statusupdates. Eine Statusaktualisierung ist es allemal – die monatliche Erinnerung unseres Administrators ans Bezahlen.

Augenrollen, Aufseufzen – das ganze Prozedere vom Oktober schon wieder.

Der erste Weg (blau im Bild oben) führt mich vom Korpus 4 (Studentenwohnheim) in den Korpus 3. Im Büro des Administrators muss ich dann selbst zählen, wie viele Einheiten des Kurses ich im laufenden Monat besuchen werde.
Nur die Zahl die ich angebe, die muss ich auch bezahlen. Ob irgendjemand kontrollieren würde, ob ich in mehr/weniger Einheiten anwesend bin, als ich bezahle, ist fraglich. Wohl eher nicht, aber man ist ja ehrlich.

Pro Einheit (1,5h) zahle ich 1200 Rubel. Zusätzlich zum Kurspreis zahle ich noch den für die UniWien fixierten Monatspreis von 170€ für 12 Sprachkurseinheiten pro Woche. Mit dem aktuellen Wechselkurs in Rubel umgerechnet wird der Gesamtbetrag auf eine Rechnung gedruckt.
Wer jetzt denkt ich könne den Betrag einfach so via Online-Banking bequem überweisen, irrt sich gewaltig – der Bezahl-Marathon hat eben erst begonnen. Überweisen geht nicht, Bargeld wollen sie haben. Mein nächster Anhaltspunkt dieser universitären Schnitzeljagt liegt also jetzt im Korpus 1 – die Geldautomaten.


Das muss man wissen zu: Geldautomaten
Auch das Geldabheben funktioniert nicht so einfach, wie man es sich vorstellen mag. Abhängig von der zuständigen Bank können wir Beträge von maximal 6000 (86€) -10.000 Rubel (143€) abheben. Die Bankomaten an der Uni spucken in unserem Fall nur maximal 7.500 Rubel (107€) aus. Sollte man also einen größeren Betrag abheben wollen, geht das so:
Karte einziehen – 7.500 Rubel abheben (etwa 2€ Transaktions und Wechselgebühr), Karte entnehmen.
Karte einziehen – 7.500 Rubel abheben (wieder etwa 2€ Gebühr), Karte entnehmen etc.
Man sieht – ein nervenschonender (und günstiger) Prozess sieht anders aus.


Das Bargeld habe ich bei Station 2 (Korpus 1) endlich in der Hand, weiter geht’s zum Hauptgebäude (Korpus 6).
Dort gibt es ein kleines schummriges Kammerl (die universitäre Kassa) mit einem bahnhofsähnlichen Schalter, an dem man sowohl die Rechnung als auch den Geldbetrag abgeben muss. Nachdem die Angestellte ihren Kaffee fertig getrunken und sich dabei hoffentlich nicht die Finger verbrannt hat, den Plausch mit der Arbeitskollegin mit einem seufzenden „Na gut, dann halt…“ beendet und sich meiner Rechnung zugewandt hat, gibt sie mir eine Bestätigung über den Eingang der Bezahlung und schickt mich wieder auf den Weg. NEIN, wir sind noch immer nicht fertig! DENN:

Die Administration meines Fremdspracheninstitutes weiß ja noch nicht, dass ich bezahlt habe.  (Intranet, gemeinsame Server, oder wie auch immer es heißt existiert anscheinend nicht zu diesem Thema – es gibt kein Dokument über meine Bezahlung, zu dem beide Parteien Zugriff haben) Also mache ich mich wieder auf den Rückweg (rot am Bild) zum Korpus 3, um dem Administrator meine Zahlungsbestätigung zu zeigen. Er macht schlussendlich noch eine Kopie und … frei bin ich – nach einem halben Wandertag über den Campus habe ich es wieder für ein Monat hinter mich gebracht.

Bis Dezember, Bürokratie!

Sollte sich nocheinmal irgendjemand, IRGENDJEMAND, über das Univis/U-Space der UniWien beschweren, über irgendwelche Zahlungsvorgänge oder Ähnliches. Ihr seit herzlich eingeladen im Dezember die Schnitzeljagt von neuem ‚durchzuspielen‘.

Vladivostok – einmal um die halbe Welt und zurück

Ein paar Tage sind schon wieder vergangen seit meiner Rückkehr aus Vladivostok, die Eindrücke und Erinnerungen bleiben.

Schwierig ist es all die tollen Dinge in Worte zu fassen, das was ich dort erlebt und vor allem gesehen habe. Meine Fotos schaffen es nur annähernd die Stimmung festzuhalten.

Am Hinflug vom Abendrot begleitet

Die Stadt selbst, Vladivostok, kann man unter anderem als eine Mischung aus Wien und San Francisco sehen. Die Gebäude sind wirklich sehr schön, teilweise alt, teilweise sehr modern. Im Stadtzentrum gibt es keine richtig schlimmen ‚Wohnbunker‘, wie wir sie aus Moskau kennen. Eine große Menge an Bars, kleinen Cafés, Restaurants und kleinen Geschäften macht die Stadt lebendig. An das Meer rund um die Stadt sind die Bewohner schon gewöhnt, für uns war es aber etwas Außergewöhnliches, ein Kontrast zu Moskau. Am Ufer entlangzuschlendern, der Sonne beim Verschwinden hinterm Horizont zuzusehen – einfach unglaublich. Äußerst schwer hat es uns die Zeitverschiebung und der lange Flug gemacht. Mit einer Zeitverschiebung von 7h nach Moskau und einem 8 Stunden Flug sind wir nach Moskauer Zeit spät abends, nach Ortszeit aber früh morgens in Vladivostok angekommen. Niederlegen und schlafen war für uns aber absolut keine Option.

Zeitverschiebung - so a Hund

Unser erster Weg an Tag 1 im fernen Osten ging natürlich sofort ans Meer. Vom Hostel aus dürften es etwa 3 Minuten zu Fuß zum Meer sein – wir wollten aber sofort an die untere Spitze des Festlandes, zum bekannten Leuchtturm. Die vielen Eindrücke, die salzige Meerluft und die tollen Aussichten können durch die Fotos nur annähernd festgehalten werden.

so weit das Auge reicht
So weit das Auge reicht – Meer

Am Samstag, als alle vom JetLag erholt waren, haben wir eine geleitete Tour auf die Insel Russkij gemacht. Am Vorabend habe ich noch bei einem privaten Veranstalter angerufen, dessen Nummer ich im Internet gefunden habe, und diese Tour gebucht. (Auf russisch, beim ersten Anlauf, ohne Kommunikationsprobleme – check :D) Wir sechs sind gemeinsam mit unserer Gruppenleiterin Elena, die selbst auf der Insel geboren wurde, in einem alten Minibus auf die Insel gefahren (Und das, obwohl ich mir gesagt habe kleine Kastenwägen in Russland zu meiden haha). Etwa 5 Stunden lang haben wir verschiedenste Plätze auf der Insel besichtigt, Bunker besucht und russische Militärstützpunkte erkundet.
Zu diesem Zeitpunkt ist mir erstmals bewusst geworden, wie groteskt diese Dinge eigentlich sind.
Die Kanonen, überall in Vladivostok und allgemein in Russland verstreut,die vermutlich einmal Menschenleben gefordert haben, stehen einfach so im Freien herum. Menschen, auch wir, machen Fotos mit diesen Geräten – ja wir haben es gesehen, wir waren dort. Kinder setzen sich auf die Militärmaschinen, drehen sich, spielen darauf, als wäre es ein ganz normales Spielzeug. Das ist es aber nicht, es ist echt. War echt und und hat wirklich funktioniert – auch wenn man sich das in dem Moment nicht vorstellen kann und möchte.

Kinder spielen auf den Militärgeräten wie auf Spielzeugen
Kinder spielen auf den Militärgeräten wie mit Spielzeugen

Im Zentrum Vladivostoks kann man auch ein russisches U-Boot besichtigen. Im Inneren befindet sich ein zu einem Museum umgebauter Teil, der hintere Teil sieht originalgetreu aus, soweit ich das als Laie beurteilen kann.

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U-Boot

Am Weg zu der Insel Russkij haben wir von der Brücke den ganzen Hafen überblicken können. Und genau da habe ich mein erstes richtiges U-Boot gesehen. Riesengroß, schwarz und nur ein kleiner Teil davon war über Wasser zu sehen. (logisch^^) Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie mit Militärschiffen geschweige denn U-Boot-Flotten zu tun – ein Eindruck der nicht so schnell zu vergessen ist. Erst als ich die Geschosse auf dem Militärschiff mit eigenen Augen gesehen hatte, die Crew zum Sport am Landgang von Trompeten begleitet wurde, wurde mir klar, dass das kein Museum, keine Erzählung, sondern alles WIRKLICH ist. Es klingt jetzt vielleicht naiv, wenn ich sage, ich konnte mir so etwas nie vorstellen. Aber sind wir uns ehrlich – wer kann sich ein richtiges U-Boot oder ein Militärschiff vorstellen und dazu auch das eigenartige erschaudernde Gefühl fühlen, wenn er es noch nie selbst erlebt oder gesehen hat.

Ein kleiner Exkurs mit meiner persönlichen Meinung: Eben auf Grund unserer österreichischen Geschichte werden historische Punkte nicht so propagiert wie hier in Russland. Nicht nur in Vladivostok sondern in ganz Russland zeigt sich diese Propaganda auf Plakaten. Der Grund liegt darin, dass es sich dieses Jahr jährt , 2015, das Siegesjahr von 1945. Auf riesigen Plakaten ist geschrieben „Unser Sieg – 70 Jahre“, dazu abgebildet starke Soldaten der russischen Armee. Dieses Land hat eine andere Beziehung zu Krieg, zum Militär allgemein. Ich denke mir immer mehr, dass es uns in Österreich so gut geht, dass wir es kaum mehr zu schätzen wissen, dass wir in einem Land ohne Krieg leben dürfen. Wenn man in die Ukraine oder nach Syrien blickt, wo derzeit die Hölle brennt, möchte ich mir gar nicht vorstellen wie es den Menschen gehen muss, die diese Kriegsgeräte, die ich hier in Russland als „stillgelegte“ gesehen habe, live erleben müssen. Wenn ich daran denke, welch ein unangenehmes Gefühl ich schon alleine beim Anblick der erkalteten Maschinen oder der im Hafen angelegten Militärschiffe empfunden habe, ist die Realität noch unglaublicher.

Das ist eine Erfahrung die mich reicher macht, mir vielleicht andere Blickwinkel eröffnet und die ich nichtsdestotrotz auf gar keinen Fall missen möchte.

пока пока, друзья!

314.

Zwei Ringe sind einer zu viel?

Auslandssemester – die sinnvollste Investition. Ein iPhone kann kaputt gehen, Erfahrung durch Kultur und Sprache bleibt ewig.

Erst 1.5 Monate im Ausland, aber ich kann schon jetzt auf jeden Fall jedem zu einem Auslandssemester raten. Die Erfahrungen, die ich in den letzten Wochen gemacht habe, lassen sich nicht einfach in Worte oder Bilder fassen. Einerseits erfordert ein Auslandssemester Überwindung, seine gewohnte Umgebung zu verlassen und Neues auszuprobieren. Hinzu kommt die Offenheit, sich komplett neuen Menschen anzuvertrauen, ihnen eine Chance zu geben einen selbst als Person kennenzulernen. Personen, die aus den unterschiedlichsten Ländern kommen, andere Traditionen und andere Einstellungen haben. Hier gilt es dann Gemeinsamkeiten zu finden, Werte, die man teilt – aber auch Punkte, die einen unterscheiden. Und genau diese Punkte sind ausschlaggebend dafür, dass man Einblick in andere Kulturen bekommt.
Seien es die ewigen Diskussionen zwischen uns Österreichern und unseren deutschen Kollegen, ob wir jetzt in die Bar „hinschau’n“ oder „rübergehen“, ob wir „Palatschinken“ oder „Pfannkuchen“ machen. Oder etwa die Tatsache, dass österreichische Studenten ein viel ruhigeres Studentenleben führen als etwa japanische Studenten (ein japanischer Kollege bezeichnet den Großteil seine Landsleute als Workaholics).

Darf ich dich etwas Persönliches fragen? Warum trägst du zwei Ringe?

Der wohl interessanteste Punkt, über den ich euch hier erzählen möchte, ist mein Schmuck. Ja genau, meine beiden Ringe, die ich sowohl am rechten wie auch am linken Ringfinger trage. Beide sind Geschenke meiner Eltern, für mich Accesoirs, die ich tagtäglich trage, ohne große Hintergedanken.
In Russland aber hat man durchaus Hintergedanken über Ringe an den Fingern von jungen Damen. Vor allem dann, wenn sie gleich zwei davon an ihren Händen trägt. Mindestens 4x bin ich schon angesprochen worden, ob ich denn schon verheiratet sei, oder warum ich denn gleich ZWEI Ringe trage, ob das eine spezielle Bedeutung habe. In Wien wurde ich noch kein einziges Mal auf meine Ringe angesprochen, beide sehen jetzt auch nicht unbedingt wie Verlobungs- oder Eheringe aus würde ich sagen.
Da man hier aber auch schon durchaus in recht jungem Alter heiratet (ab 19, 20) wäre ich schon absolut im russischen Heiratsalter (Betonung auf Konjunktiv: WÄRE) und ein Ehering an meinem Finger wäre nach russischer Tradition auch nicht so unwahrscheinlich.
Warum ich jetzt also so häufig auf meine Ringe angesprochen werde, wird mir vermutlich nicht 100% klar werden, aber einfach als kultureller Aspekt in Erinnerung bleiben.

Und weil ich ja so ungern auf nur einem Platz verweile….

Ein anderer kultureller Aspekt, mit dem ich nun endlich rausrücke (hihi) ist meine geplante Reise nach Vladivostok. (Neues Tab –> Öffne Google Maps –> Suche ‚Vladivostok, Russia‘ —> …. –> Mund zu, es ist wirklich so weit weg!) 🙂
Von 28.Oktober bis 2. November geht es mit einem 8-9-Stunden-Flug in eine Stadt, die auch ‚San Francisco des Ostens‘ genannt wird. Von Nordkorea, China und Japan nur einen (russischen) Katzensprung entfernt werden wir für einige Tage den östlichsten Osten Russlands erkunden. Durch die asiatische Kultur schon sehr geprägt erwarten wir uns viele asiatische Händler, viel asiatisches Essen und eine wunderbare Stadt.
Eigentlich wollten wir um ein Visum nach Nordkorea ansuchen, die Bearbeitungsdauer dauert aber etwa 2 Monate – eine Zeit, die wir nicht haben. Schade 😦

Nach Vladivostok wird mein Reisefieber aber noch immer nicht erloschen sein, daher fliegen wir Mitte November für eine Woche nach Sochi. Im Süden, wo es vermutlich etwas wärmer sein wird, als im nördlicheren Moskau, freue ich mich schon vorallem auf das Meer und die Olympiastadt 🙂

Eine weitere Reise ist noch geplant, das Ziel verrate ich aber noch nicht – bleibt noch ein Geheimnis! 🙂

Wenn Ines nach Russland fährt, dann kommt ihre WG sie natürlich besuchen. Ist doch klar!

Mein erster Besuch aus Österreich ist am Freitag in Sheremetevo gelandet. Meine Mädls haben beschlossen mich hier in Moskau zu besuchen und das Land kennenzulernen, dessen Landessprache ich lerne.Wir haben viel gesehen, sind viel herumgelaufen und haben unsere gemeinsame Zeit absolut genossen.
Mädis, war so schön wieder euch um mich herumzuhaben, mit euch zu quatschen, Wien nach Moskau zu bringen und euch einfach zu sehen. In dieser Konstellation werden wir uns vermutlich erst in einigen (vielen) Monaten wieder sehen, ich freue mich schon wieder darauf! 🙂

Und wer sich jetzt fragen sollte, JA ich bin auch noch an der Universität, ich lerne brav, rede und schreibe fleißig auf Russisch – etwas anderes würde mir hier kaum übrig bleiben 🙂

Natürlich gehe ich auch immer um spätestens 22 Uhr schlafen, trinke nie Vodka und beschäftige mich ausschließlich mit meinen Kursunterlagen. (IronieOff) 😀

Genug mit Scherzen, neue Fotos sind schon online, zu sehen in der Fotogalerie 🙂

Пока, пока друзья!

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