Am Donnerstag Abend, den 18. August zählten wir schon, machten wir uns auf den Weg nach Omsk. Mittlerweile befanden wir uns schon östlich des Urals, mitten in Asien. Im Zug dorthin hatten wir quasi „witzige“ Nachbarn im Wagon. An einer Zugfahrt in der Nacht, wie wir es zu 90% auch hatten, ist das interessanteste die Umgebung IM Zug und nicht außerhalb. Draussen ist es schnell dunkel und es gibt wenig zu sehen, aber die Leute im Wagon selbst, sind oft besser als jede Unterhaltungssendung. Die Dame, die sich Valya nannte, war einer dieser interessanten und vor allem unvergessliche Begegnungen. Valya war zuerst aus dem Häuschen, dass wir aus dem Ausland, ja aus Europa sind, und dabei sogar Russisch sprechen. Punkt 1. Valya war auch sehr sehr ländlich aufgewachsen und hat kaum Großstädte oder geschweige denn das Ausland gesehen. Nur logisch waren wir für sie fabelhafte Exoten mit einem für sie ungeheuerlich interessanten Akzent im Russischen. Nachdem wir ihr erklärt hatten, dass wir eine andere Schrift und als Währung den Euro haben, Deutschland und Österreich kein vereintes Land, sondern zwei eigene Staaten seien (das mussten wir wirklich nicht nur einmal erklären auf dieser Reise, ohne Scherz) hat sie mein Pi-Tattoo auf der Schulter entdeckt. Da seien Zahlen drin, hat sie angmerkt, und das seien sogar russische Zahlen. Ich versuchte ihr länger zu erklären, dass wir doch dieselben Zahlen hätten, und es keine eigenen „Russischen Zahlen“ geben würde. Vergebens. Ich gab auf und ließ sie im Glauben, ich hätte mir extra wegen Russland russische Zahlen tätowieren lassen. Nun gut, sei’s drum.


Ich muss wohl nicht erwähnen, dass wir auch von ihr darauf angesprochen wurden, ob wir denn verheiratet seien und schon Kinder zu Hause hätten. Als Christina meinte, sie sei 24, entgegnete Valya schon fast vorwurfsvoll, ihre Tochter hätte mit 26 bereits 3 Kinder gehabt und mittlerweile sei sie, Valya, schon auch dreifache Oma. Diesen vorwurfsvollen Unterton hörten wir einige Male, sodass wir schon ernsthaft überlegten uns quasi „jünger auszugeben“, nur um diesen Blicken uns Aussagen zu entgehen.
Nun zu Omsk selbst, die Stadt der Städte. not. Wir hatten die Nacht mehr oder weniger im Zug überstanden und sperrten unser Gepäck am Bahnhof ein. Wie uns später klar wurde, war unsere Entscheidung, nur einen Tag in Omsk zu bleiben und danach gleich weiterzuleiten, eine fantastische.
Durch die Stadt schlendernd überzeugte uns die Stadt anfangs kaum. Das Wasser war mehr als dreckig, richtig schlammbraun, die Straßen verschmutzt und die Architektur nicht berauschend. Es war schlichtweg langweilig. Als wäre die Stadt im Winterschlaf.

Auf einer alten Straße gab es ein paar schöne Gebäude, eines davon ein altes Museum. Vor dem Museum machten wir kurz Halt um ein paar Fotos zu machen. Stellten uns dazu in die grüne Wiese gegenüber, die von Rasensprenger teilweise künstlich bewässert wurden. Schon etwa 30min später bereuten wir unseren Abstecher in diese Wiese, wir waren voll von Gelsenstichen. An den Knöchel, durch die Hose auf die Unterschenkel und Oberschenkel – wir beide trugen ein Andenken aus Omsk mit auf die Reise. Es war noch sehr warm, etwa 27°, und wir dürften diese Viecher wohl irgendwie angezogen haben. Fein, was?
Wir fühlten uns schon unwohl und wollten uns nach diesem nicht sehr gelungenen Tag im Supermarkt Essen für die Reise kaufen. Der Supermarkt war Bombe, eine Auswahl, wie wir sie zuletzt vielleicht in Moskau gesehen hatten. Der Supermarkt war, wie wir im Nachhinein feststellten, das einzige und beste an der ganzen Stadt. Denn alles, was wir aus Omsk mitnehmen könnten waren – ja genau – Gelsenstichen.
Am Rückweg zum Bahnhof, das Essen im Gepäck, hatten wir abermals ziemliches Glück mit der Stadt Omsk. Wir waren ohnehin schon spät dran, weil wir mit der Zeitverschiebung uns um eine Stunde verrechnet hatten und bereits eine Stunde früher als geplant abfahren sollten, und dann blieb plötzlich unser Kleinbus stehen. Der Fahrer stieg aus und ging davon. Ich hielt es für einen Fahrerwechsel, wie es in Wien manchmal vorkommt. Nachdem aber nach 3-4min noch niemand kam, um das Fahrzeug weiterzulenken, fragte ich die Mitfahrenden. Diese zuckten nur ruhig mit den Schultern und meinten, sie hätten auch keine Ahnung, wir wären von der Polizei gestoppt worden, es könne so 15-20min dauern. Nun lief ich rund, ohnehin schon verspätet, versuchte ich die Schiebetür des kleinen Minibusses zu öffnen – vergeblich. Die Mitfahrenden schauten mir seelenruhig zu. Eine elektrisch-öffnende Für, erklärte man mir ruhig, nur der Fahrer könne sie öffnen. Ich, die Ausländerin im ganzen Minivan, schrie aus dem Fenster hinaus, man solle uns doch bitte wenigstens die Tür öffnen, dass wir zumindest in einen anderen Bus umsteigen könnten. Ich war ziemlich wütend, denn von den ganzen Muttersprachlern um mich herum rührte niemand auch nur einen Finger. Dass wir einen Zug zu erwischen hätten, und nicht viel Zeit hätten, verstanden sie dann aber, nickten verständnisvoll. Aber egal war es ihnen trotzdem, wann wir weiterfahren würden. Plötzlich öffnete sich die Fahrertür, der Fahrer fuhr weiter. Hatte es also doch geholfen, in der Fremdsprache der Polizei und dem Fahrer zuzuschreien.
Schlussendlich hatten wir doch genügend Zeit, um unser Gepäck abzuholen, aufs Gleis zu gehen und in den Wagon einzusteigen. Mit mind 15kg im Rucksack und dann noch massenhaft Essen aus dem Supermarkt zwengten wir uns abermals durch die schmalen Gänge zu unseren Plätzen. geschafft.
Aufregung pur, und wie gesagt, der Supermarkt war wohl das Beste an diesem Tag. Omsk als erste Stadt wohl nicht weiterzuempfehlen. Das sollte sich beim Namensvetter Tomsk ja doch wieder ändern. 🙂
Das Beste des Tages 😀